„Nein“ im Job: Wie setze ich Grenzen?

Nein im Job

Kannst du noch schnell … wer kennt diesen Satz nicht, wenn kurz vor Feierabend noch ein wichtiger Auftrag eingeht. Unterstützung anzubieten, wenn diese benötigt wird, trägt zu einem guten Arbeitsklima und Team-Building bei – wenn die Aufgaben dabei gerecht verteilt sind. Häufig gibt es aber im Team ein bis zwei Mitarbeitende, die immer nach Unterstützung gefragt werden, da sie stets „Ja“ sagen. Diese Dienste werden gerne in Anspruch genommen. Auf Dauer kann das „Ja-sagen“ aber krank machen. Wer allem zwanghaft und ängstlich zustimmt, sollte an seinen Grenzen arbeiten. „Nein“ im Job sagen, das kann und sollte man lernen. Warum? Es stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern schützt auch vor Stress und Überlastung. Wir geben Tipps, wie man diplomatisch Grenzen setzt.

Die Ursachen und Ängste kennenlernen

Warum kann man nicht „Nein“ sagen? Dafür gibt es viele Ursachen. Einer der häufigsten Gründe ist die Angst vor Konsequenzen im Job. Insbesondere dann, wenn der Chef einen Wunsch äußert. Diesen dann abzulehnen, das fällt vielen schwer. Doch wenn die Arbeitszeit auf Dauer zu sehr in den Freizeitbereich rutscht, sollten Mitarbeitende Grenzen setzen und diese aufzeigen. Vorgesetzte haben in der Regel Verständnis dafür, wenn der Betreffende mit Argumenten begründet, warum zum Beispiel ein anderes Projekt noch Vorrang hat und das zweite warten muss.

Prinzipien definieren und kommunizieren

Zunächst sollte man festlegen, wo die eigenen Grenzen liegen. „Freitags bin ich nicht bereit, Überstunden zu machen“ oder „Ich schließe erst ein aktuelles Projekt ab, bevor ich ein neues beginne“, dies können Vorsätze sein, die man für sich selbst definiert. Bleiben Mitarbeitende diesen Prinzipien treu, wenn zum wiederholten Male die Frage nach Überstunden am Freitag kommt – nachdem die Hälfte der Belegschaft bereits die Nachmittagssonne genießt – dann lernt das Umfeld recht schnell, das „Nein“ zu akzeptieren. Der Betreffende wird dann irgendwann nicht mehr so häufig nach Unterstützung über die Arbeitszeit hinaus gefragt. Der Druck verschwindet und der Feierabend kann entspannt angegangen werden.

Alternativen anbieten

Da ein „Nein“ häufig nicht leicht fällt, ist es in gewissen Situationen einfacher, wenn Mitarbeitende eine Alternative anbieten. So könnte man zum Beispiel sagen: „Heute schaffe ich den Auftrag nicht mehr zu realisieren, gerne werde ich diesen aber morgen erledigen.“ Man könnte auch Teile einer Aufgabe zum Erledigen anbieten, um diese nicht komplett abzulehnen. Vor diesem Angebot sollte beachtet werden, wie viel Zeit dafür an diesem  Tag noch bleibt, um nicht „versehentlich“ doch wieder Überstunden zu machen.

Ständige Erreichbarkeit minimieren

Zusätzlich verschwimmen insbesondere durch das Home-Office Freizeit und Arbeitsleben zunehmend. Viele Mitarbeitende sind ständig erreichbar, wenn sie nicht „offiziell“ das Büro verlassen und für Kunden und Kollegen nicht klar ist, wann sie eigentlich Feierabend haben. Noch schnell einen Anruf entgegennehmen oder auf eine E-Mail reagieren. Das sollte nicht zur Gewohnheit werden, denn sonst sind auf dem Familienausflug die Geschäftskunden und Vorgesetzten auch dauerhaft an Bord. Das Handy ausschalten oder die E-Mails auf den nächsten Arbeitstag verlegen, das hilft, um dauerhaft Beruf und Privatleben zu trennen.

„Nein“ im Job trainieren

Insbesondere zu Beginn der Phase des Nein-Sagens fällt es vielen sehr schwer, dies durchzusetzen und nicht wieder ins Ja-Sagen zu verfallen, weil dies einfacher erscheint. Wer sich dauerhaft damit quält, sollte das Nein-Sagen trainieren, zum Beispiel innerhalb eines Rollenspiels. Denn häufig drücken sich Mitarbeitende anfangs unklar aus und haben keine entsprechende Körperhaltung. Sie zeigen eine gebeugte Haltung, wenden sich teilweise vom Gegenüber ab oder können dem Blick des Chefs nicht standhalten. Je mehr dies geübt wird, desto eher lernen die Betroffenen auf ihre Körpersprache zu achten und das „Nein“ als natürlich anzusehen.

Fazit: Achtsamkeit bringt alle Beteiligten weiter

Ganz gleich, wie oft das Nein-Sagen geübt wurde, es wird immer ein leichtes Schuldgefühl zurückbleiben. Denn ist es nicht egoistisch „Nein“ im Job zu sagen? Ein „Nein“ ist nicht egoistisch, wenn es dem Selbstschutz dient, denn niemand kann dauerhaft mehr leisten als er körperlich und mental dazu in der Lage ist. Und diese Achtsamkeit kommt auch dem Arbeitgeber zugute, denn wenn Mitarbeitende durch Überforderung krank werden, so können sie keine Arbeitsleistung mehr bringen. Schlussendlich gilt: Ein gesundes Mittelmaß zwischen Ja und Nein trägt zu einem guten Arbeitsklima und guter Gesundheit bei.

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