Typischer Rentner war gestern: Best Ager beeinflussen den Handel

Oldies

Ruhestand – damit identifiziert sich die Generation 60-70 heute kaum noch. Das Bild des Rentners, der in der Strickjacke auf der Parkbank sitzt und Vögel füttert, ist eher nur noch in alten Fotoalben zu finden. Ältere Menschen sind agiler und aktiver denn je – und das in vielerlei Hinsicht. Die Generation 60+ möchte Freude am Leben haben, sich pflegen, gut aussehen, ein schickes Auto fahren und in ferne Länder reisen. Dieser Wandel wirkt sich auch auf das Konsumver­halten aus. Doch was verändert sich im Einzelhandel durch die Generationenverschiebung genau?

Das Werbegesicht von morgen trägt Falten: Einige Unternehmen haben sich bereits vom jahrzehntelangen Jugendwahn verabschiedet und ihre Werbebilder verändert. Heute sind ältere Menschen in der Werbung omnipräsent. Sie sind in den Fokus der Werbemacher geraten – und das nicht ohne Grund. Senioren spielen nicht nur gesellschaftspolitisch, sondern auch wirtschaftlich eine immer größere Rolle in der Gesellschaft. Best Ager kleiden sich modern, achten auf die Gesundheit und sind mobiler denn je – hier verbirgt sich für den Handel ein Potenzial, das jahrelang unbeachtet blieb.

Laut Prognosen des Statistischen Bundesamtes wird die Gruppe 65+ in zwanzig Jahren weit mehr als 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Es wird erwartet, dass sich die Kaufkraft der älteren Kunden bis 2020 gegenüber heute verdoppelt. Die Generation ab 60 ist heute nicht mehr mit der früheren vergleichbar. Generell sind diese Menschen agiler als die Menschen in diesem Alter es früher waren. Sie befinden sich gesundheitlich durch bessere medizinische Versorgung, größeres Gesundheitsbewusstsein, höhere Sensibilisierung für sportliche Aktivität und gute Ernährung auf einem anderen Level. Gesund, unternehmungs­lustig und mobil – das charakterisiert die Best Ager von heute. Auch bleiben die Menschen länger im Job, was sich positiv auf ihre Dynamik und geistige Fitness auswirken kann.

Diese Faktoren sowie die damit verbundene hohe Kaufkraft dieser Generation wirkt sich auf den Einzelhandel aus. Es wird Wert auf Qualität, fachliche Beratung und persönliche Bindung gelegt. Die Bereitschaft ist da, höhere Preise in Kauf zu nehmen. Für Einzelhändler gilt es, sich auf diese Bedürfnisse der Best Ager einzustellen.

Die Sinne der Best Ager ansprechen

Ältere Verbraucher sehen das Einkaufen nicht nur als Notwendigkeit, sondern auch als soziales Erlebnis und Freizeitbeschäftigung. Um auf die Best Ager-Zielgruppe optimal einzugehen, sollten Einzelhändler deren Bedürfnisse, aber auch charakteristische Besonderheiten berücksichtigen.

Sind die älteren Generation zwar heute geistig und körperlich gesünder und fitter als es die vergleichbaren Generationen vor einigen Jahren waren, so haben sie dennoch mit Beeinträchtigungen wie nachlassender Sehfähigkeit, Höreinbußen oder Veränderungen des Geschmacks- und Geruchssinns zu kämpfen. Bereits mit kleinen Anpassungen können Händler die Zielgruppe beim Einkaufen unterstützen und binden. So erleichtern beispielsweise gut lesbare Etiketten an den Regalen die Produktsuche maßgeblich. Schnelle Orientierung ist wichtig und daher kann beispielsweise die Bereitstellung eines Einkaufsassistenten, der sich den Bedürfnissen des Kunden annimmt, einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Kleine Einzelhandelsgeschäfte holen auf

Durch körperliche Einschränkungen, die trotz generell guter gesundheitlicher Zustände naturgegeben mit zunehmendem Alter wachsen, werden künftig Geschäfte in Wohnortnähe eher fre­quen­tiert sein als größere Einzelhandelsketten, die weiter entfernt sind. Außerdem lohnt sich häufig aufgrund kleiner Haushaltsgrößen die Fahrt zum großen Verbrauchermarkt nicht. In kleineren Geschäften wird die bekannte Fachkraft aufgesucht, die Sicherheit vermittelt und auf die Bedürfnisse der älteren Zielgruppe eingeht.

Ergo können serviceorientierte, gut sortierte Fachgeschäfte, aber auch große Einzelhandelsketten, die sich auf den demografischen Wandel einstellen von diesem profitieren. So könnten die großen Einzelhändler Kunden beispielsweise durch Lieferdienste oder Fahrservices an sich binden.

Digital mobil im Alter: Online-Handel nimmt Fahrt auf

Dieser Bereich hinkt noch etwas hinterher, aber dennoch ist auch im Online-Handel mittelfristig ein starkes Wachstum zu erwarten, da auch die zukünftigen Senioren online-affin sind. Die Best Ager sind häufig stolz auf ihren Umgang mit der Technik und zudem regelmäßig und gerne digital mobil unterwegs. Internet­nutzung kann Senioren den Alltag erleichtern, den Gang in den Supermarkt oder in die Apotheke ersetzen, bei der Urlaubssuche unterstützen und vieles mehr. Insbesondere für ältere Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, kann Onlineshopping zu einer komfortablen Einkaufsmöglichkeit werden.

Fazit

Die Generation 60+ ist ein wichtiger und aktiver Teil unserer Gesellschaft. Viele schätzen Nachhaltigkeit, Qualität, das bewusste Leben und versuchen, mit dem Trend zu gehen. Dieses Potenzial lässt sich im Handel noch besser ausschöpfen, indem die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppen analysiert und Anpassungen vorgenommen werden. Auch die Werbung sollte noch stärker danach ausgerichtet werden. Hier hat der stationäre Handel noch große Chancen, gegenüber dem Online-Business zu punkten, da sich die älteren Generationen derzeit noch stärker zum Ladengeschäft hingezogen fühlen.

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