Die Motivation ist hoch, die Arbeitsaufträge werden zuverlässig erledigt und tägliche freiwillige Überstunden sind selbstverständlich – das wird Ihrem Chef sicher auffallen. Außerdem ist die Auftragslage des Unternehmens gut. Die Belohnung scheint vorprogrammiert: Eine Gehaltserhöhung. Oder kommt sie vielleicht doch nicht automatisch? Wir zeigen, warum das so ist und wie Sie eine Erhöhung des Gehalts erzielen können.
Sobald es um Geld geht, werden viele Arbeitnehmende unsicher. Wie viel bin ich eigentlich wert? Vielen fällt es schwer, sich selbst einzuschätzen und sie scheuen sich vor einem Gehaltsverhandlungsgespräch – auch wenn die Erhöhung längst überfällig ist. Daher versuchen viele Angestellte mit Leistung zu überzeugen und hoffen, dass der Vorgesetzte dies schon wahrnehmen und würdigen wird.
Doch das ist ein Irrglaube, denn die Interessen des Vorgesetzten und Arbeitnehmenden gehen auseinander. So hat der Chef die Aufgabe, im Unternehmen wirtschaftlich zu handeln und dies bedeutet auch, Kosten einzusparen, wo es möglich ist. So kann es passieren, dass Mitarbeitende viele Jahre keine Gehaltserhöhung erhalten, da sie selbst nicht aktiv geworden sind. Der Leitsatz „über Geld spricht man nicht“ ist hier fehl am Platz, denn in dem Fall gilt: „Über Geld spricht man“. So können Sie erfolgreich über Ihr Gehalt verhandeln.
Damit die Gehaltsverhandlung sich auszahlt
Wie ist mein Marktwert?
Im ersten Schritt gilt es, den eigenen Marktwert zu kennen. Ist mein Gehalt auf meine Fähigkeiten und Erfahrungen abgestimmt? Und verdienen andere in meiner Position dasselbe oder mehr? Dies kann zum Beispiel durch Online-Gehaltsrechner geprüft werden. Hier besteht die Möglichkeit, nach Angabe von Branche, Betriebszugehörigkeit, Alter und Ausbildung das Durchschnitts-Brutto-Gehalt zu ermitteln.
Jedoch müssen die richtigen Maßstäbe angesetzt werden. So macht es zum Beispiel einen erheblichen Unterschied, ob man in der Stadt oder eher ländlich arbeitet. In großen Städten, in denen auch die Lebenshaltungskosten höher sind, sind auch die Gehälter häufig höher. Des Weiteren gibt es teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern. Auch die Branche und die Größe sowie wirtschaftliche Lage des Unternehmens sind ausschlaggebend für gehaltliche Unterschiede.
Wie oft mache ich Überstunden und trage ich mehr Verantwortung als meine Kollegen? Auch dies bestimmt den Marktwert und bildet eine Basis für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Sind die Ziele für die Verhandlung gesteckt, so sollte man sich Gedanken über den richtigen Zeitpunkt für das Gespräch mit dem Chef machen. Denn auch, wenn die Tage der Arbeitswoche auf den ersten Blick gleichwertig für solch ein Gespräch erscheinen, so unterscheiden sie sich doch wesentlich. Zu Beginn der Woche ist der Stresspegel wesentlich höher als zum Ende der Woche, da dann bereits viele Aufgaben erledigt wurden, das Wochenende in Sicht ist und der Vorgesetzte entspannter ist.
Außerdem zeigen sich Menschen donnerstags oder freitags flexibler und kompromissbereiter, weil sie alle Aufgaben noch vor dem Wochenende erledigen möchten.
Welche Macht haben die Zahlen?
Nachdem der Mitarbeitende den Wochentag für sich definiert hat, so sollte er auch den genauen Verhandlungsbetrag definieren und hier ist Zahl nicht gleich Zahl. „Konkret werden“ heißt der Schlüssel zum Gehaltserfolg. Dabei sollte eine krumme Zahl gewählt werden, denn diese wirkt präzise und somit überzeugender. Es wird vermittelt, dass derjenige seinen eigenen Wert genau kennt.
Wie führe ich die Verhandlung?
Ist man sich über seinen Markt- und Stellenwert im Unternehmen bewusst geworden, hat alle Vorbereitungen getroffen und den entsprechenden Termin mit dem Chef vereinbart, so geht es in die Gehaltsverhandlung. Hierbei sollte der Verhandelnde gut vorbereitet sein und sicher in das Gespräch starten.
Emotionen müssen dabei draußen bleiben: Es ist wichtig, dass dabei sachlich und mit einer gewissen Sicherheit aufgetreten wird. Ist man unsicher, so sollte das Gespräch vorab bei Freunden oder innerhalb der Familie geübt werden.
Hat der Mitarbeitende seinen Standpunkt klar ausgedrückt und ist der Gehaltsvorschlag seinerseits ausgesprochen, so sollte er eine Pause einlegen. Diese Gesprächspause untermauert seine Entschlossenheit.
Die Worte sollten dabei mit Bedacht gewählt werden. So erzielt beispielsweise der Begriff Gehaltsanpassung statt Gehaltserhöhung psychologisch eine ganz andere Wirkung beim Gegenüber. Denn Gehaltserhöhung impliziert zunächst automatisch mehr Kosten, während eine Gehaltsanpassung ein Ungleichgewicht, das angepasst werden sollte, suggeriert.
Flexibel und gesprächsbereit bleiben
Merkt der Arbeitnehmende, dass sein Vorgesetzter mit dem Gehaltsvorschlag nicht einverstanden ist, so sollte er nicht auf seinem Angebot beharren. Geben Sie Alternativen! Diese können leistungsabhängige Bonuszahlungen sein, aber auch zum Beispiel die Kostenübernahme eines Handyvertrages, eines Sportstudios oder ein Dienstwagen. Vielleicht kommen auch mehr Urlaubstage, Home-Office-Zeiten oder ähnliches in Frage.
Fazit:
Alles in allem ist eine Gehaltsverhandlung immer ein Vabanquespiel und erfordert Fingerspitzengefühl auf allen Seiten. Wer sich gut vorbereitet, der kann selbstsicher und souverän auftreten und lässt sich nicht so schnell aus dem Konzept bringen. Läuft die Verhandlung tatsächlich ins Leere, so kann nach ein paar Monaten ein neuer Versuch gestartet werden. Bis dahin sollten Sie auf sich aufmerksam machen, beispielsweise durch erhöhte Gesprächsbeiträge im Meeting, zusätzlichen Projektleitungen oder ähnlichem. Bleiben Sie am Ball, denn Sie wissen, was sie wert sind und der Chef wird nun ein Auge auf Sie haben!