Des Kaisers neue Kleider? WhatsApp im Business-Gewand

WhatsApp-Business

WhatsApp ist der unangefochtene Regent unter den Messenger-Diensten. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit nutzen das Tool, ca. 60 Milliarden Nachrichten werden täglich hierüber verschickt. Tendenz weiter steigend. Nun öffnet sich der Messenger-Dienst für Unternehmen. Die neue Applikation „WhatsApp for Business“ ist jedoch ein Experiment, das einige Fragen aufwirft: Ist der als werbefrei propagierte Dienst nur eine Tarnung für kommerzielle Zwecke? Wird Werbeeinblendungen die Hintertür geöffnet? Eignet sich WhatsApp überhaupt als Marketing-Tool für Unternehmen?

Gemäß den aktuellen Nutzungsbedingungen von WhatsApp ist eine kommerzielle Nutzung des Messengers offiziell unerwünscht. Nichtsdestotrotz kommunizierten bereits in der Vergangenheit Firmen und Medien über den beliebten Informationskanal und nutzten ihn für ihre Newsletter und ihren Kundenservice. „WhatsApp for Business“ soll den Weg nun offiziell ebnen. Der Service ist als separate App konzipiert und vorwiegend auf die speziellen Bedürfnisse von Geschäftsleuten im Small Business ausgelegt, um die Interaktion mit Kunden zu erleichtern.

Mit der Business-App erhalten Unternehmen die Chance, gezielt Nachrichten und Videos an Nutzer zu senden. Auch Reservierungen, Bestellungen und Supportfragen könnten nach Registrierung auf Seiten des Empfängers einfach und bequem über die App erfolgen. Die spezielle Version von WhatsApp soll es dem Unternehmer ermöglichen, einen Kundenstamm aufzubauen und diesen aktiv zu pflegen. Sie richtet sich vermutlich in erster Linie an kleine Geschäfte und Lokale.

Werbung? Und „app“ dafür?!

WhatsApp ist bislang werbefrei und verspricht, dies auch weiterhin zu sein.  Experten begegnen dieser Ankündigung mit Skepsis. Denn der Messenger-Dienst ist derzeit aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken und die riesige Nutzergemeinde stellt ein derart großes Potenzial dar, dass es naheliegt, die sich bietenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Es wird spekuliert: Um die Nutzer nicht zu verprellen, wird Werbung vermutlich nicht „Werbung“ heißen, sondern getarnt als „Infotainment“ oder „Kunden-Support“ diskret den Hintereingang wählen.

Welche Kosten auf den Nutzer zukommen werden, ist bislang noch nicht bekannt. Möglich wären eine kostenpflichtige werbefreie Variante und eine kostenfreie Version inklusive Werbung und eingeschränkter Funktionalität.

Der Status-quo: „WhatsApp for Business“ durchläuft zunächst seine Feuertaufe in Indien. Dort trifft es mit ca. 200 Millionen WhatsApp-Nutzern auf fast 20 Prozent der globalen Nutzerschaft und eine online-affine Bevölkerung. Verläuft die Testphase erfolgreich, wird WhatsApp sein Business-Konzept vermutlich zeitnah global ausrollen.

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