Ausbildung & Frauen in der IT: das Interview (Teil 2)

Krisitne Sajzewa

Willkommen zum zweiten Teil unseres Interviews mit Kristine Sajzewa, Leiterin Customer Service bei netclusive. Nachdem wir den ersten Teil des Interviews bereits letzte Woche veröffentlicht haben, geht es heute um Methoden gegen den Fachkräftemangel und um die Ausbildung zum Fachinformatiker.

Du engagierst dich auch bei der IHK Koblenz im Bereich Ausbildung. Was sind deine Aufgaben dort?
Das ist richtig, die Ausbildung junger Menschen liegt mir am Herzen. Ich schätze das System der dualen Ausbildung sehr und kenne eben auch aus eigener Erfahrung die Vorteile der kombinierten schulischen und betrieblichen Ausbildung. Deshalb engagiere ich mich bei der IHK Koblenz im Prüfungsausschuss Ausbildung für Ausbilder, in den ich von der IHK für eine Dauer von fünf Jahren berufen bin.

Das hört sich nach einem ordentlichen Zeitaufwand an, den du neben deinem Beruf ehrenamtlich leistest.
Pro Jahr haben wir etwa acht Prüfungstage bei der IHK. Damit ist es noch nicht getan, auch die Vor- und Nachbereitung nimmt Zeit in Anspruch. Aber diese Zeit investiere ich sehr gerne, denn ich mache mir immer wieder bewusst, wie wichtig die Ausbildung und die Entwicklung junger Fachkräfte insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe ist. Und wir dürfen uns nicht über Fachkräftemangel beschweren, wenn wir selbst nicht bereit sind, diesem Prozess entgegenzuwirken.

Das bedeutet, dass deine Motivation, dich in der Ausbildungsarbeit zu engagieren, rein von externen Motiven geleitet ist?
Nicht nur. Natürlich ist es mir wichtig, meinen Teil zu gut ausgebildeten Kräften in unserer Region zu leisten. Eine wichtige Rolle spielt aber auch der Erfahrungsaustausch mit Kollegen und mit Lehrlingen bzw. Prüflingen. Dabei lernt man, Dinge immer wieder aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und neue Perspektiven schätzen zu lernen. Daraus kann ich häufig Ideen für meine tägliche Arbeit bei netclusive entwickeln und diese in unsere Unternehmensprozesse einfließen lassen.

Welche Argumente sprechen für eine Ausbildung zum Fachinformatiker im Allgemeinen?
Ganz allgemein würde ich sagen, dass in unserer Branche gefühlt täglich neue Technologien und Entwicklungen auf den Markt kommen. Das versetzt Azubis in die Lage, sich auf eine Situation einzustellen, in der sich die Aufgaben ständig ändern und immer neue Dinge auf sie zukommen. Andererseits bedeutet das natürlich ebenfalls eine große Verantwortung für den Azubi. Eine Lehre, in der nur täglich Standardaufgaben abgearbeitet werden müssen, ist es sicher nicht. Und die IT wird mehr und mehr zu einem wachsenden und unverzichtbaren Teil eines jeden Unternehmens, wodurch ein Azubi recht flexibel sein sollte, um in diversen Bereichen eingesetzt werden zu können – das ist aus meiner Sicht auch der Teil, wo der Azubi selbst in der Verantwortung steht, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Wir bei netclusive bilden ja auch regelmäßig aus – welche Argumente sprechen speziell für eine Ausbildung bei netclusive?
Ganz besonders interessant finde ich, dass unsere Azubis immer in einem gewissen Spannungsfeld stehen. Sie starren nicht nur den ganzen Arbeitstag auf ihren Monitor und verkörpern damit das typische 100110-Bild des Informatikers, sondern sie werden schon zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Ausbildung im Kundenkontakt eingesetzt, natürlich immer entsprechend ihres individuellen Ausbildungsstandes. Neben der fachlichen Reife trägt dies aus meiner Sicht auch zur Entwicklung der persönlichen Reife bei, beides eine Aufgabe der beruflichen Ausbildung. Außer der Konfiguration, Planung, Wartung, Fehlersuche und Entstörung erwartet Azubis bei netclusive daher auch eine stark beratende Aufgabe. Und nicht zuletzt haben wir bei netclusive einfach ein super funktionierendes Team, das alle Möglichkeiten bietet, sich mit Ideen in den Unternehmenserfolg einzubringen.

Kommen wir zum Ende: Hast du Tipps für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich für eine Ausbildung als Fachinformatiker zu bewerben? Worauf achtest du in einer Bewerbung und in einem Vorstellungsgespräch?
Ganz klar, die formalen Dinge einer Bewerbung müssen einfach stimmen. Da führt kein Weg dran vorbei und es gibt ausreichend Hilfemöglichkeiten, dass jeder eine formal korrekte Bewerbung abgeben kann. Mich persönlich beeindrucken Bewerbungen, die durch Individualität aus der Masse herausstechen und nicht mit den immer gleichen Phrasen beginnen. Hier zeigt sich für mich schon, ob ein Bewerber ernsthaftes Interesse hat und sich im Vorfeld mit Berufsbild und Unternehmen beschäftigt hat. Bewerber müssen sich bewusst sein, dass ich für eine Ausbildungsstelle 80 bis 100 Bewerbungen lese – wer sich da durch eine gelungene Bewerbung abhebt, dessen Chancen stehen von vorneherein besser. Und dann müssen es Bewerber schaffen, eine absolut korrekte Einschätzung ihrer Fähigkeiten abzugeben. Hier ist Ehrlichkeit weit mehr angebracht als Dinge in der Bewerbung anzugeben, die man mal kennengelernt hat, aber noch lange nicht beherrscht – häufig können Bewerber laut Mappe fünf verschiedene Programmiersprachen, im Gespräch stellt sich raus, dass sie vier davon wenig bis gar nicht können. Deshalb lieber in der Bewerbung ehrlich sein, als dann im Gespräch entlarvt zu werden. Teamfähigkeit und erste praktische Erfahrungen durch einen Ferienjob oder ein Praktikum sind selbstverständlich immer ein Pluspunkt. Und ein letzter Tipp: Die Motivation „ich arbeite gerne mit Computern“ ist ungleich der Befähigung für eine Lehre zum Fachinformatiker. Mit Computern kann man in fast jedem Beruf arbeiten, daher ist das ein Argument, das ich wirklich nur ungerne in Bewerbungen lese – aber fast immer lesen muss!

Wir werden in loser Abfolge weitere Interviews mit Kolleginnen und Kollegen von netclusive führen. Folgen Sie uns bei Facebook und Twitter, um über neue Einträge im Blog informiert zu werden!

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