Manche Menschen sind krisenfester als andere. Denn sie haben einen bedeutenden Vorteil: Sie sind resilient. Diese Fähigkeit, in Krisen und außergewöhnlichen Lebenssituationen widerstandsfähig zu sein lässt sich trainieren und stärken – auch in Unternehmen. Resilienz hilft nicht nur, Stress und Krisen zu bewältigen, sondern fördert auch die Kreativität und Flexibilität. Dies ermöglicht es Unternehmen, sich schneller an veränderte Marktbedingungen anzupassen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Wir zeigen, wie Resilienz-Aufbau im Unternehmen funktioniert.
Was unterscheidet eigentlich einen Löwenzahn von vielen anderen Pflanzen? Er wächst weiter, ganz gleich, wie widrig die Bodenbedingungen sind oder wie oft er als Unkraut herausgerissen wird. Und durch seine Schirmflieger-Samen verbreitet er sich wie im Flug. Der Löwenzahn scheint sich einfach von nichts und niemandem unterkriegen zu lassen.
Der Löwenzahn ist somit ein Musterbeispiel für Resilienz – nämlich die Fähigkeit, auf Störungen oder Belastungen sicher zu reagieren und sich nach Rückschlägen erfolgreich zu erholen. Dies ist entscheidend für die Bewältigung von Krisen. Je resilienter ein Unternehmen ist, desto besser kann es mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen und auftretende Schwierigkeiten lösen. Eine starke Unternehmensresilienz zu haben ist also unerlässlich für langfristigen Erfolg.
Das Geheimnis erfolgreicher Unternehmen ist, dass sie vorausschauend handeln. Sie müssen rechtzeitig erkennen, wann von außen oder von innen Veränderungen eintreten, um entsprechend reagieren zu können. Das bedeutet: Auch in guten Phasen, darauf vorbereitet zu sein, dass Krisen eintreten können und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Und dies wird in erster Linie vom Management gesteuert.
Der Blick vom Management auf das große Ganze
Resilienz(aufbau) erfordert Weitblick. Daher ist eine ganzheitliche Sicht seitens des Managements auf das Unternehmen unabdingbar. Unterstützen können dabei unter anderem Leitfäden wie beispielsweise das St. Galler Management-Modell. Dieses basiert auf Systemtheorie, Kybernetik und ganzheitlichem Denken. So kreierten Wissenschaftler von der Universität St. Gallen ein integriertes Managementmodell, welches die Zusammenarbeit der einzelnen Managementebenen unterstützt. Es vereint die normative, strategische und operative Ebenen des Managements und ermöglicht somit eine ganzheitliche Unternehmensführung und -entwicklung.
Klar definierte Zuständigkeiten und Arbeitsprozesse
In vielen Prozessen stecken enorme Effizienz- und Qualitätsreserven. Manches davon kann durch Digitalisierung ausgeschöpft werden. Aber selbst dann müssen Zuständigkeiten, Anforderungen und Schnittstellen geklärt sein, Abläufe adäquat gesteuert und Synergien genutzt werden. Um dies zu erreichen, sollten Prozesse einfach gehalten und entsprechenden Zuständigen übergeben werden. Wichtig dabei ist, dass alle Mitarbeitenden auch zentral auf Krisen vorbereitet werden, um im Ernstfall schnell und koordiniert reagieren zu können. Dazu sind klar definierte Prozesse und Lösungen notwendig, an denen das Personal sich orientieren kann. Je klarer die Strukturen, desto weniger Herausforderungen entstehen und desto weniger Fehler schleichen sich ein.
Flache Hierarchien und Verantwortung an Mitarbeitende
Auch flache Hierarchien stärken die Resilienz. Unabhängige, qualifizierte und mit Verantwortung betraute Mitarbeiter können besser auf interne und externe Veränderungen wie einen plötzlichen Wechsel in der Führungsriege oder eine Krise reagieren. Der Unternehmenserfolg hängt auch davon ab, ob das Team in Veränderungsprozesse eingebunden ist und Angestellte die Möglichkeit haben, die Veränderungsprozesse mitzugestalten.
Werte-basierte Unternehmenskultur
Die organisationale Resilienz lässt sich außerdem durch gemeinsame Werte, Visionen und Missionen stärken. Alle Team-Mitglieder sollten sich auf allen Ebenen mit den Zielen und Werten des Unternehmens identifizieren. Dafür müssen diese Faktoren entsprechend durch Seminare, den täglichen Umgang, Team-Sitzungen, Kommunikationsmittel etc. vermittelt und immer wieder gestärkt werden. So manifestieren sich die Normen und Werte im Unternehmen auf allen Ebenen. Eine zusätzliche Feedback-Kultur schafft außerdem die Basis, um die Werte richtig umzusetzen, aus Erfahrungen zu lernen und sich stetig zu verbessern.
Flexibel und robust gleichermaßen
Resilienz bedeutet Beständigkeit und Stärke, aber verlangt auch Flexibilität von allen Beteiligten – wie der Löwenzahn, der sich flexibel seiner Umgebung anpasst. Um mit allen Bestandteilen des Unternehmens fest dem Gegenwind zu trotzen, aber dabei auch mit hoher Flexibilität reagieren und agieren zu können, müssen die dafür relevanten Strukturen und Prozesse entsprechend ausgeprägt und vor allem sicher sein. Dies lässt sich zum Beispiel auch durch Managementsysteme, die Bausteine wie Compliance, Informationssicherheit und Risikomanagement beinhalten, unterstützen.
Fazit: Unternehmensresilienz ist ergo kein Selbstläufer. Unternehmen müssen konkrete Maßnahmen entwickeln und durchführen, um ihren Resilienzgrad zu erhöhen, auf den sie sich bei der nächsten Krise stützen können. Denn Widerstandfähigkeit erweist sich als wichtiger Baustein für selbstbestimmtes Handeln in einer Welt, die mit der Corona-Pandemie, den Handelskonflikten und dem Klimawandel gegenwärtig drei Krisen mit sehr unterschiedlichen Zeithorizonten bewältigen muss.