Womit kann ich dienen? Google Home als digitaler Butler

David Remmler

Er heißt Walter. Er bestellt meine Einkäufe, wenn der Kühlschrank leer ist. Auch schaltet er die Waschmaschine an und ruft den Handwerker, wenn sie gewartet werden muss. Walter alias Google Home ist mein digitaler Butler. Er entlastet mich in allen Lebenslagen. Erschaffen von Google. Was ist dran an dem neuen digitalen Assistenten und wohin wird die künstliche Intelligenz führen?

Gehen wir zunächst einen Schritt zurück. Wir kennen es alle: Vom Hunger heimgesucht  suchen wir im Internet den nächsten Lieferservice. Wir tippen die ersten Buchstaben von „Pizzeria Roma“ in die Suchmaske ein, und schon hat die Suchmaschine die Eingabe automatisch ergänzt und liefert die dazugehörige Adresse: Piazza Napoli 12, Düsseldorf. Nun gibt es Pizzerien mit diesem Namen in Deutschland wie Sand am Meer. Woher weiß die Suchmaschine also, dass der Internetnutzer die Pizzeria in Düsseldorf sucht, nicht beispielsweise jene in Hamburg?

Die Erklärung ist ebenso einfach wie kompliziert. Suchmaschinen folgen Algorithmen und liefern personalisierte Suchergebnisse. Algorithmen basieren auf Computer-Prozessen und Formeln. Verschiedene Parameter wie aktueller Standort, vorherige gespeicherte Suchanfragen etc. entscheiden, welches das beste Ergebnis für die Anfrage des Nutzers sein könnte. Suchmaschinen wie Google arbeiten selbstlernend und sind zu einer intelligenten Prognose fähig. Sie bedienen sich eines künstlichen Systems, eines Crawlers. Dieser ist schon nach kurzer Lernphase in der Lage, Muster und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Bei Begriffen mit verschiedenen Bedeutungen interpretiert die Suchmaschine die gewünschte Bedeutung und stellt den Kontext für passende Vorschläge her.

Wenn Google Home Wünsche von den Lippen abliest

So weit, so bekannt. Aber Google geht jetzt noch einen großen Schritt weiter. Der digitale Assistent ist auf der Überholspur. Er hört auf den Namen Google Home und ist die Weiterentwicklung von Googles mobilem Suchwerkzeug Now. Es besitzt künstliche Intelligenz und basiert auf Spracherkennung. Das Gerät in Form eines kleinen, kompakten Lautsprechers soll nicht nur auf Aktion reagieren, sondern mittelfristig eigenständig denken und entscheiden. Ziel ist es, uns das Leben zu erleichtern.

„Google wird Dinge erledigen, ohne gefragt zu werden.“
Sundar Pichai, CEO Google Inc.

Das Gerät kann jetzt schon auf Zuruf einen bestimmten Song vorspielen, Konzertdaten heraussuchen, einen Tisch im Restaurant reservieren, ein Taxi rufen und vieles mehr. Google Home befindet sich damit im Reigen von Amazon Echo und Apple Siri: allesamt sprachgesteuerte Systeme mit dem Charakter eines lernfähigen Assistenten.

Um effektiv zu arbeiten, benötigt der digitale Assistent jedoch umfangreiches Wissen über seinen Nutzer. Googles Datenhunger ist groß, denn der virtuelle Butler ist nur dann wirklich nützlich, wenn er seinen Auftraggeber bestens kennt. Der Assistent ist in der Lage, Kontexte zu verstehen und verfügt über ein funktionierendes Gedächtnis. Er lernt in jedem Gespräch mit dem Nutzer dazu, kann somit hilfreiche Vorschläge machen oder auch mehr oder weniger sinnvolle Unterhaltungen führen.

Der digitale Assistent von Google wird hoch gehandelt und könnte zur wichtigsten Innovation seit Entwicklung des Suchalgorithmus werden. Ein Lebensbegleiter, der seinem Nutzer Bestellungen, Buchungen und Recherchen, aber in letzter Instanz sogar Denkprozesse und Entscheidungen abnimmt. Laut Einschätzung verschiedener Marktforscher werden digitale Assistenten schon bald die konventionelle Suchmaschine ersetzen. Das Ziel ist es, für jeden Menschen ein ganz persönliches Google zu entwickeln.

KI oder K.O.? Chancen und Gefahren

Verschiedene Datenschützer zeigen sich allerdings besorgt und warnen vor der Gefahr einer totalen Kontrolle und Entmündigung des Bürgers. Und die kritischen Stimmen gehen noch weiter. Was wird sein, wenn die Intelligenz der Maschinen eine Entwicklungsstufe erreicht, in der sie sich nicht mehr kontrollieren lässt? Was passiert, wenn die Maschinen sich irgendwann als Superintelligenz überlegen zeigen? Der Ruf nach einem Notfallknopf seitens Wissenschaftlern und Tech-Größen wie dem Physiker Steven Hawking und dem PayPal-Gründer Elon Musk wird lauter. Die Lernfähigkeit einiger Supersysteme wie zum Beispiel der Google-Tochter DeepMind soll eingeschränkt und mit einer Art Notbremse versehen werden. DeepMind sorgte beispielsweise für Aufregung, als die von ihr entwickelte künstliche Intelligenz (KI) den Superprofi und Weltmeister Lee Sedol im über die Maßen komplexen Brettspiel Go besiegte.

Fakt ist: Die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist rasant. Besonders selbstlernende Algorithmen sind dabei von wachsender Bedeutung. Neue Geschäftsfelder werden erschlossen und Maschinen vermenschlicht. Dies wird sowohl große Vorteile wie Entlastung im Privat- und Berufsleben mit sich bringen als auch potenzielle Gefahren wie Kontrollverlust. Experten streiten, ob künstliche Intelligenz jemals an die menschliche Intelligenz heranreichen oder sie gar überflügeln wird. Die Antwort weiß momentan vermutlich nur Google.

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