Am Freitag wird nicht gearbeitet, denn da geht es an den Badesee! Diesem Traum vieler Arbeitnehmer könnte die Zukunft gehören. Während Home-Office mittlerweile schon fast zur Norm geworden ist, rücken auch individuelle Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche zunehmend in den Fokus. Diese steht für einen Wandel in der Arbeitswelt und ist in einigen Ländern bereits Realität. Doch wird sich die Vier-Tage-Woche auch in Deutschland durchsetzen? Und wie können die Wochenstunden hierbei sinnvoll verteilt und wie kann die Arbeitsorganisation angepasst werden?
Die Sinnhaftigkeit der Fünf-Tage-Woche als Normalarbeitszeit wird immer häufiger in Frage gestellt. Viele betrachten sie als nicht mehr zeitgemäß. Die Forderungen nach flexibleren oder kürzeren Arbeitszeiten werden dementsprechend lauter. In einigen Ländern wird oder wurde daher die Vier-Tage-Woche bereits als Modellprojekt getestet. So zum Beispiel in Island, Spanien und Großbritannien.
Belgien als Vorreiter, Deutschland trabt hinterher
Belgien ist bereits einen Schritt weiter. Die belgische Föderalregierung einigte sich in diesem Jahr auf grundlegende Reformen für den Arbeitsmarkt. Dazu zählt auch die 4-Tage-Woche bei gleichbleibender Arbeitszeit. Arbeitnehmer sollen die Möglichkeit haben, mehr Stunden am Tag zu arbeiten und dafür einen zusätzlichen freien Tag in der Woche erhalten. Dies soll der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zugute kommen.
Spanien geht einen anderen Weg. Bei circa 200 vorwiegend mittelständischen Unternehmen wurde ein auf 1 Jahr befristetes Modellprojekt gestartet. Die Beschäftigten arbeiten bei gleichbleibender Vergütung anstatt fünf nur noch vier Tage pro Woche. Bei Vollzeit bedeutet das 32 Stunden. Dies soll die Schaffung neuer Arbeitsplätze ermöglichen. Staatliche Zahlungen flankieren das Pilotprojekt über den gesamten Zeitraum und ermöglichen den vollen Lohnausgleich für die Beschäftigten.
Auch für viele Arbeitnehmer in Deutschland ist die Vier-Tage-Woche eine attraktive Idee. Laut einer aktuellen Meinungsumfrage von Forsa sprechen sich 71 % der Deutschen dafür aus, dass das belgische Modell in Deutschland Einzug erhalten sollte. Bisher haben jedoch nur wenige Unternehmen eine 4-Tage-Woche standardmäßig eingeführt.
Mögliche Vor- und Nachteile einer Vier-Tage-Woche
Doch wie funktioniert die Vier-Tage-Woche? Ändert sich die Gesamtarbeitszeit nicht, müssen Arbeitnehmer an den vier Arbeitstagen entsprechend länger arbeiten. Bei einer 40-Stunden-Woche könnte das zum Beispiel jeweils 10 Stunden am Tag bedeuten. Aus arbeitsrechtlicher Sicht ist das noch problematisch, da gemäß §3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) die werktägliche Arbeitszeit acht Stunden nicht überschreiten darf.
Das innovativ und flexibel anmutende Konzept der Vier-Tage-Woche bringt einige Faktoren mit, welche die Attraktivität eines Arbeitgebers für Arbeitnehmer erhöhen können. Bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften kann das Argument eines solchen Arbeitszeitmodells für Bewerber entscheidend sein.
Zu den möglichen Vorteilen zählen z. B. die Steigerung der Motivation und Kreativität der Beschäftigten. Des Weiteren werden mehr Freiräume geschaffen, beispielsweise für Arzttermine, Verpflichtungen oder private Bedürfnisse. Außerdem wird die Work-Life-Balance verbessert. Eine starke mentale Gesundheit verringert das Stressempfinden und beugt Krankheiten vor. Für Arbeitgeber bedeutet das weniger Fehltage ihrer Beschäftigten.
Eine Vier-Tage-Woche kann aber auch nachteilige Auswirkungen mit sich bringen. Der Termin- bzw. Leistungsdruck kann steigen, was zu mehr Stress bis hin zur Überlastung bei den Mitarbeitern führen kann. Zumal weniger kleine Pausen bleiben, die das Wohlbefinden steigern. Eine reduzierte soziale Interaktion mit Kollegen kann zudem den Zusammenhalt im Team mindern.
Fazit
Das innovativ und flexibel anmutende Konzept der Vier-Tage-Woche bringt einige Faktoren mit, welche die Attraktivität eines Arbeitgebers für Arbeitnehmer erhöhen können. Bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften kann das Argument eines solchen Arbeitszeitmodells für Bewerber entscheidend sein. Umfragen zeigen, dass sich insbesondere Millennials und die Generation Z flexiblere Arbeitszeiten wie die Vier-Tage-Woche wünschen. Die Vier-Tage-Woche ist jedoch nicht für jede Branche ohne weiteres umsetzbar. Im Dienstleistungssektor z. B. könnte das Arbeitszeitmodell mit einer Einschränkung in puncto Verfügbarkeit für den Kunden verbunden sein. Darunter würde vermutlich das Serviceniveau leiden. Es bleibt also ein zweischneidiges Schwert und es gilt, dieses Modell entsprechend auszureifen, um es für alle Beteiligten tragfähig zu machen.