Kreislaufwirtschaft bedeutet mehr als Grüner Punkt und Mülltrennung. Im Fokus steht das Ziel, den Lebenszyklus von Produkten und Rohstoffen insgesamt zu verlängern. Auch die EU-Kommission verlangt das Ende der Wegwerfgesellschaft und hat daher die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) zu einem zentralen Punkt ihres Green Deals erklärt. Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft enthält insbesondere Maßnahmen, die den Lebenszyklus von Produkten verändern, die Wirtschaft transformieren und zugleich die Umwelt schützen sollen. Auch bei den Verbrauchern hat ein Umdenken stattgefunden. Wir gehen dieser Entwicklung auf den Grund.
Die weltweite Nachfrage nach Ressourcen übersteigt derzeit das, was die Erde selbst erneuern kann. Das führt zu Ressourcenengpässen. Gleichzeitig schreitet der Verfall der Umwelt durch menschliche Aktivitäten voran. Schon vor der Corona-Krise hat die EU-Kommission einen Aktionsplan zur Circular Economy präsentiert, um Europa sowohl ökologisch sauberer und wettbewerbsfähiger als auch unabhängiger zu machen. Dem Aktionsplan der EU zufolge sollen ab 2030 womöglich nur noch kreislauffähige Produkte auf den Markt gebracht werden.
Um die Gefahren für Mensch und Umwelt heute bereits signifikant zu verringern, müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen und Handlungen überdacht und geändert werden. Dazu gehört es auch, die Gewohnheiten in einigen Bereichen zu ändern – auch das Konsumverhalten.
Unterstützen kann dabei das 3R-Prinzip: Reduce, Reuse, Recycle. Reduce steht für die Reduktion des Verbrauchs entbehrlicher Dinge. Dazu zählen auch Hamsterkäufe oder das Horten unnützer Dinge. Reuse bezeichnet die Wiederverwendung. So kann beispielweise ein Marmeladenglas als Müsliaufbewahrung dienen oder eine Umwelttasche statt einer Plastiktüte den Müll deutlich reduzieren. Ein weiterer Bestandteil des 3R-Prinzips ist Recycle. Dies bedeutet, etwas Altes und Unbrauchbares wie alte Autoreifen in etwas Neues wie eine Schaukel oder Spielgeräte zu verwandeln.
Bewussteres Konsumverhalten erfordert Umdenken bei Herstellern und Kunden
Mit dem steigenden Bewusstsein für Ökologie und Ökonomie setzen sich Verbraucher und Konsumenten vor allem mit Abfallvermeidung und Wiederverwendung von Produkten und Verpackung auseinander. Dies zeigt das Kundenbarometer 2022 Circular Economy von Consors Finanz. So ist der Anteil der Verpackungsvermeider in den vergangenen drei Jahren um 41 Prozent in Deutschland und um 49 Prozent in Europa gestiegen.
Generell versuchen dabei 51 Prozent der Deutschen insgesamt weniger Müll zu produzieren, indem sie beispielsweise gebrauchte oder unverpackte Ware kaufen. Zudem recyclen sieben von zehn Deutschen regelmäßig. Trotzdem bleibt das Konsumverhalten hoch, denn 77 Prozent der Deutschen sagen aus, dass ihnen Eigentum nach wie vor sehr wichtig ist. Somit ist leihen oder mieten für viele eher die „zweite Wahl“.
Auf den ersten Blick scheint die Kreislaufwirtschaft in Teilen schon gut umgesetzt zu werden. Dennoch möchten die Konsumenten künftig nicht weniger, sondern bewusster konsumieren. Und hier sind der Handel und die Hersteller gefragt, denn diese müssen innovative Konzepte entwickeln, die langlebigere, nachhaltig verpackte oder recycelte Produkte im Fokus haben. Denn die Nachfrage ist da. Hersteller und Anbieter stehen also in der Verantwortung, Shoppen nachhaltig, ressourcenschonend und abfallvermeidend zu gestalten. Umdenken bedeutet: Chancen und neue Potenziale nutzen. Eine Transformation weg vom Massenkonsum hin zu qualitativen nachhaltigen Einkaufserlebnissen schafft Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.