Quick Commerce: In wenigen Minuten klingelt der Lieferant

Quick Commerce

In deutschen Städten gehören sie mittlerweile fest zum Straßenbild: Lieferfahrer, die mit dem E-Bike zum Kunden düsen. Meistens arbeiten sie für Online-Lieferdienste für Lebensmittel. In Zeiten der Pandemie hat dieser Branchenzweig einen rasanten Aufschwung bekommen. Und die Branche übertrumpft sich mit Schnelligkeit: mittlerweile versprechen einige Anbieter, zum Beispiel Lebensmittel aus einem Supermarkt innerhalb von wenigen Minuten zu liefern. Das Geschäftsmodell Quick Commerce setzt ganz auf Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit. Es bedient damit genau den Wunsch vieler Kunden.

Der Online-Kauf von Lebensmitteln hatte lange innerhalb des E-Commerce ein Nischendasein. Plötzlich liegt er jedoch voll im Trend und bietet sensationelle Lieferzeiten. Die Zustellung geht noch schneller von statten als man es im Online-Handel sowieso schon gewohnt ist. Quick Commerce nennt sich diese Entwicklung.

Anbieter wie Flink, Gorillas und Getir konkurrieren intensiv um die Gunst der Kunden und be­liefern sie mit Lebensmitteln. Ihr Versprechen: minutenschnelle Lieferung. Das zu gewähr­leisten ist die größte Herausforderung im Quick Commerce.

Zur Umsetzung tragen auch so genannte Dark Warehouses bzw. Dark Stores bei. In diesen Bereichen können mehr als 1.000 Produkte an verschiedenen Orten gelagert werden. Oft handelt es sich um Lager, die in Innenstädten gemietet werden – je näher am Kunden, desto besser. Vor Ort sammelt jemand gleich nach der Bestellung in Windeseile die Produkte ein und übergibt sie an den Fahrer, der vor der Tür schon wartet. Neben der systematischen Abdeckung des Liefergebiets mit Dark Warehouses werden also ausreichend Lieferfahrer, so genannte Rider, benötigt. Ihre Lieferfahrzeuge sind hauptsächlich Fahrräder, E-Bikes oder E-Roller. Das diese Verkehrsmittel weniger vom Großstadtverkehr beeinträchtigt sind als Autos, können für gewöhnlich die schnellen Lieferzeiten eingehalten werden.

Wachsendes Angebot, aber noch nicht profitabel

Der Quick-Commerce ist für Unternehmen unterschiedlicher Art eine Möglichkeit, sich im E-Commerce zu positionieren. Neben dem Handelssegment Lebensmittel und Getränke werden zunehmend weitere Handelsbereiche in das Konzept einbezogen. Mittlerweile gehören häufig auch Hygiene- und Kosmetikprodukte, Geschenk­artikel, Haustierbedarf sowie Haus­haltswaren zu den Angeboten. Die Schnelllieferdienste setzen im E-Commerce Impulse. Andere Anbieter, die bislang für ein umfang­reicheres Sortiment, aber auch für längere Lieferzeiten stehen, überdenken ihre Konzepte zunehmend.

Für Quick Commerce-Unternehmen ist es bislang noch eine Herausforderung, Profitabilität zu erzielen. Die durchschnittlichen Warenkörbe der Verbraucher müssen daher deutlich wachsen und der Flächen­umsatz sollte erhöht werden. Bisher werden fast ausnahmslos größere Städte mit E-Commerce erschlossen. Es bleibt abzuwarten, in wie weit auch dörfliche Gegenden nach und nach mit einbezogen werden. Auch in puncto Picker und Rider herrscht vielerorts noch Optimierungs­bedarf. Die Mitarbeitenden müssen zudem effizient eingesetzt und dauerhaft motiviert werden. Laut Experten kann ein weiterer Entwicklungsschub nur durch KI-gestützte, flexible und nutzerfreundliche Personaleinsatzplanung gelingen. Sortiment, Preisgestaltung und Liefergebühren sind weitere Stellschrauben, die sich noch feinjustieren lassen.

Fazit

Quick Commerce steht für Verfügbarkeit mit Komfort. Das Konzept hat das Potenzial, zum Handelsstil der Zukunft zu werden. Dazu muss es jedoch gelingen, das Modell auf profitable Füße zu stellen. Neben den Vorteilen für die Kunden fördert das Konzept auch Nachhaltigkeit, denn die Lieferungen erfolgen in der Regel mit dem Fahrrad oder via Elektromobilität.

Nach oben scrollen